Neues Jahr – neue Ziele

Wir alle kennen es: kaum sind wir aus den Weihnachtsferien zurück, fragen Freunde und Kollegen nach den guten Vorsätzen für das neue Jahr. Aber auch der Chef oder die Chefin einerseits sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter andererseits wollen über Ihre Ziele für Ihren Verantwortungsbereich informiert werden oder mit Ihnen über diese diskutieren.

Da Ziele – nicht nur, aber insbesondere – zu Beginn eines neuen Jahres eine zentrale Rolle spielen, möchten wir mit Ihnen in diesem Beitrag unsere Erfahrungen mit der Zielfindung und Zielbildung teilen. Dabei sollen zunächst die stärker Ich-bezogene Sicht und die kreativere Findungsphase im Zentrum der Betrachtungen stehen. Im Folgebeitrag Zielvereinbarungen möchten wir die Konkretisierungsphase und die korrespondierenden Anforderungen in einer Organisation thematisieren.

 

Ziele als Führungs- und Organisationsinstrument

Fredmund MALIK bezeichnet in seinem Management-Klassiker Führen – Leisten – Leben „Für Ziele sorgen“ als erste Aufgabe wirksamer Führung. Denn Ziele geben unserem Handeln, unseren und den Anstrengungen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Sinn und Richtung. Sie machen die Unterscheidung zwischen Arbeit und Leistung überhaupt erst möglich. Ziele stehen also im Zentrum der Diskussion um Effektivität.

Diese zentrale Bedeutung von Zielen macht deutlich, dass es am wichtigsten ist, dass Ziele da sind. Welchen Fokus sie haben oder welche Detaillierung bzw. Operationalisierung, ob sie vereinbart oder verordnet werden, ist keinesfalls irrelevant. Am wichtigsten für Person und Organisation ist jedoch, dass es überhaupt Ziele gibt. Ziele sind das wichtigste Mittel in einer Organisation, um Menschen und ihre Aktivitäten – beginnend mit uns selbst – auszurichten, zu fokussieren und zu führen.

Aber wie gelingt es, kluge und wirksame Ziele zu erarbeiten?

 

Zielfindung und Zielbildung

Ziele haben sowohl mit Kreativität als auch mit Konsequenz zu tun. Für das Finden von Träumen, Visionen und letztlich Zielen benötigen wir Kreativität: offenes Denken, verrückte Ideen, eine gewisse Verspieltheit, Inspiration und Emotionen. Da trifft es sich gut, dass wir durch die Weihnachtspause hoffentlich etwas Ruhe und Abstand zum Tagesgeschäft gefunden haben. Kritik und Einwände wie auch tatsächliche oder vermeintliche Restriktionen schaden in dieser Phase. Sie verstellen den Blick auf bisher nicht berücksichtigte Potenziale und Möglichkeiten. Daher sind sie hier tabu. Unter diesen Voraussetzungen kann eine Fülle von Ideen entstehen.

Um unternehmerisch wirksam zu sein, bedarf es dann allerdings in jedem Fall einer Konkretisierung, Operationalisierung und Priorisierung der Ideen, um aus den entwickelten Optionen realisierbare Ziele zu bilden. Dazu ist es also notwendig, Ziele auszuwählen und zu konkretisieren, sie einem Realitätscheck zu unterziehen, Wege zu ihrer Verwirklichung zu erarbeiten und schließlich Entscheidungen über ihre Priorität zu treffen. Dafür benötigen wir Erfahrung und Konsequenz.

Über diese grundsätzlichen Hinweise hinaus haben wir gute Erfahrungen mit dem Bearbeiten folgender Fragestellungen gemacht:

  • Was will ich bzw. was soll mein Team nicht mehr tun?
    Obwohl diese Fragestellung oft übersehen wird, ist sie doch besonders wirksam. Durch das Ausmisten und systematische Entschlacken unseres Geschäftsalltags schaffen wir Platz und Ressourcen für Neues. Daher sind Sie gut beraten, diese Frage an den Anfang zu stellen.

 

  • Wie viele Ziele sollen oder wollen wir uns vornehmen?
    Zu oft laden wir uns und unserem Team zu viel und zu Verschiedenes auf. Dagegen hilft neben dem Entschlacken vor allem das Fokussieren. Fokussieren bedeutet, sowohl das, was wirklich wichtig ist, zu priorisieren und anzugehen, als auch das, was nicht wichtig ist, wegzulassen. Hier hat also die Frage „Was passiert, wenn wir das nicht erreichen?“ durchaus ihre Berechtigung.

 

  • Was sollen unsere Ziele zum Inhalt haben?
    Der Erfolg unserer Organisation hängt in großem Umfang davon ab, wie wir die Menschen begeistern, motivieren, mitreißen, sie Grenzen überschreiten lassen, sie entwickeln… Das bedeutet, je größer, bedeutender, inhaltsschwerer ein Ziel ist, umso größer ist seine Wirkung auf uns selbst, die Organisation und deren Mitarbeiter – umso stärker führt bereits das Ziel und umso weniger muss der oder die Vorgesetzte führen.

 

  • Wie gehen wir mit widersprüchlichen Zielen um?
    Die Theorie lehrt uns, widerspruchsfreie Zielhierarchien zu erarbeiten. Doch in der Praxis lassen sich Widersprüche zwischen einzelnen Zielen oft nicht oder nicht gänzlich vermeiden. In diesen Fällen ist es notwendig, Zielsetzungen gegeneinander abzuwägen – ggf. sogar rollierend. Auf Basis transparenter Werte (Leitbild), professioneller Instrumente und adäquater Managementerfahrung gelingt dies. Je nachvollziehbarer das Abwägen für Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschieht, umso weniger irritierend sind Widersprüche für sie.

 

Auf die Bedeutung von Zielvereinbarungen und die damit verbundenen Stolpersteine gehen wir im nächsten Beitrag ein.

 

Zieldimensionen und Zielinhalt

Ziele (an sich) sind für jede Organisation essenziell. Deren Inhalt ist aber stark von der Branche, der Region, der Größe, Art und Situation des Unternehmens, der Hierarchieebene der Führungskraft und ihrer/seiner Zuständigkeit (strategisch/operativ) sowie weiteren Einflussfaktoren abhängig.

Die typischen und wichtigsten Zielkategorien sind:

  • Kunden-, Markt- und Produktziele: z.B. Innovation(sleistung), Kundenzufriedenheit, Marktstellung
  • Finanz- und Ergebnisziele: z.B. Liquidität, Cash-Flow, Kosten, Gewinn, Rendite
  • Prozessziele: z.B. Produktivität, Effizienz, Verfügbarkeit, Durchlaufzeit
  • Projektziele: z.B. Termine, Kosten, Qualität
  • Entwicklungsziele: z.B. Qualifizierung, Kompetenzentwicklung

Darüber hinaus gewinnen weitere, in der Regel weiche Ziele wie die Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber oder umweltbezogene bzw. gesellschaftliche Ziele zunehmend an Bedeutung.

In der Phase der Zielfindung geht es zunächst darum, nichts Relevantes oder Wichtiges zu übersehen bzw. zu vergessen. Dabei können die Zielkategorien Unterstützung bieten. Im Rahmen der Zielbildung muss dann fokussiert und priorisiert werden.

 

Zielfindung und Zielbildung sind ein anspruchsvoller, komplexer Prozess. Zu dessen Gelingen können Reflexion und ein unabhängiger Sparringspartner signifikant beitragen. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Erfolg bei der Bestimmung und Erreichung Ihrer Ziele für das neue Jahr …